Balla Toure beginnt Ausbildung bei Hadi-Plast
So lang wie die Arbeitstitel der beteiligten Organisationen, so langwierig scheint der Weg für Betroffene zu sein. Denn ein Flüchtling oder Asylbewerber kann nicht einfach in einem Betrieb „ein Praktikum“ absolvieren; auch dafür gibt es strikte Regeln, die vom Mindestlohn über die Sprachkenntnisse fest definiert sind. Ralf Dirks, Geschäftsführer der Hadi-Plast Kunststoff-Verarbeitung: „Ohne die Unterstützung seitens Frau Petry hätten wir Balla Toure ab dem 1. Juni 2016 sicherlich keinen Ausbildungsplatz anbieten können. Ein mittelständisches Unternehmen kann einfach kein Personalbüro für solche Einzelfälle einrichten. Da sind spezielle Kenntnisse und Kontakte nötig, und der behördliche Aufwand, den sie übernommen hat, ist enorm.“ Das bestätigt auch Michael Lumperda von der IHK, der um die Probleme für Unternehmen weiß, die Flüchtlingen wie Asylbewerbern gerne einen Ausbildungsplatz anbieten würden. „Wir arbeiten daran, dass diese Zielgruppe über eine spezielle Einstiegsqualifizierung eine geregelte Vorausbildung erhält, die definierte Ausbildungsinhalte mit Sprach- und Integrationsmodulen verbindet“, sagt Lumperda. Dafür hat die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld für 2016 insgesamt 100.000 Euro bereit gestellt. „Das ist ein guter Anfang“, wertet Dirks, der mit der schnellen, unbürokratischen Zusammenarbeit mit der IHK sehr zufrieden ist.
Dem Kunststoffspritzguss-Unternehmen wird auch jetzt noch einiges abgefordert. „Wer vernünftig lernen will, muss vernünftig wohnen“, begründet Dirks die Entscheidung, Balla Toure den Sprachkurs zu ermöglichen und bei der Suche nach einer bezahlbaren kleinen Wohnung zu helfen, damit er nicht in der Flüchtlingsunterkunft wohnen muss. Von hier aus kann er dann seinen neuen Wohnort und die neue Heimat erschließen, in aller Ruhe lernen, aber auch ausruhen. Das ist nötig, denn Balla Toure büffelt samstags auch noch eine Stunde Mathe bei Gertrud Grönert, einer ehrenamtlichen Kraft in Hövelhof. Mit ihrer Hilfe will er den Anschluss in der Berufsschule schaffen. In Gao, seiner Heimatstadt in Mali, hat er elf Jahre lang die Schule besucht. Das ist lange her. Der Mann, der zwei Jahre für seine Flucht von Goa über Malis Hauptstadt Bamako, das Nachbarland Mauretanien, Marokko, Spanien und Frankreich bis nach Deutschland gebraucht hat, ist aber sehr zuversichtlich. Mit fünf anderen Männern hat er per Ruderboot die Kontinente an der engsten Stelle im Mittelmeer gewechselt. Damals haben ihn und seine Begleiter Mitarbeiter des Roten Kreuzes aus den Fluten gerettet. Heute sind es, neben seinem festen Willen, es selbst zu schaffen, über ein Netzwerk verbundene engagierte Menschen und Unternehmer, die anderen eine Chance geben, sich hier mit eigener Kraft zu integrieren.